15. Juli 2007

Schlagfertig kontern

Schlagfertigkeit ist das, was einem hinterher einfällt. Wer kennt nicht diese Situationen, wo man Minuten, Stunden oder manchmal auch Tage nach einer unangenehmen Frage oder einer Verbalattacke genau weiß, was man hätte sagen sollen oder wollen? Im entsprechenden Moment kamen jedoch nur ein Herumstottern, Verhaspeln, verschiedene Verlegenheitssignale wie Erröten und Abbruch des Blickkontakts, eine sinnlose rechtfertigende Aussage oder sogar ein Flüchten aus dem Gespräch heraus. Dies sind Situationen, in denen man sich häufig wünscht, etwas schlagfertiger zu sein, um bei solchen Gelegenheiten angemessen zu kontern.

Manche Menschen sind von Natur aus schneller und selbstsicherer und damit oft auch schlagfertiger als andere. Dennoch ist Schlagfertigkeit etwas, was jeder mit verschiedenen Grundtechniken vorbereiten und trainieren kann, von denen einige hier vorgestellt werden sollen. Gut funktionieren die folgenden Varianten:

Rückfragen

Eine der gängigsten „Überlebensstrategien” bei drohender Sprachlosigkeit ist die Rückfrage. Sie verschafft eine Atempause, weil sie den Ball an den Angreifer zurückgibt.

  • „Sie wollen das doch nicht etwa selbst entscheiden?“

Antwort: „Was genau meinen Sie?“

•     „Was machen Sie denn da?“

Antwort: „Wonach sieht es denn aus?“ oder „Wieso interessiert Sie das
      denn?“

Fragen dienen dazu, ergänzende Informationen einholen, nebulöse Thesen und abstrakte Begriffe hinterfragen oder wieder zur Sache zurückkommen.

Übersetzertechnik

Versteckt jemand eine Provokation hinter einer Andeutung, kann die Übersetzung in den vom Angreifer vermiedenen „Klartext“ diesen zum Verstum-men oder zu einer peinlich gemurmelten Entschuldigung bewegen.

  • „Das bekommen Sie wahrscheinlich mal wieder nicht rechtzeitig hin?“

Antwort: „Sie meinen, dass ich zu langsam arbeite?"

  • „Sagen Sie mal, wer hat denn diese Folien erstellt?“

Antwort: „Sie wollen damit sagen, dass Ihnen diese Folien nicht gefallen?“

Angriffe umdefinieren

Begriffen und Aussagen der anderen Seite werden mit neuen Inhalten belegt. Diese Umdefinition von Schlüsselwörtern nimmt dem Angriff die Schärfe und stellt den Angegriffenen selbstbewusst und positiv dar.

•     „Sie sind ein Selbstdarsteller.“

Antwort: „Wenn Sie mit Selbstdarsteller meinen, dass ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halte und mich für das einsetze, was mir wichtig ist, dann bedanke ich mich für Ihr Kompliment.“

Gerade-weil-Technik

Bei dieser Technik wird die Aussage des Gegenübers umgedreht bzw. ergänzt.

•     „Ihr Mitarbeiter hat doch in diesem Thema noch gar keine Erfahrung. Den sollten wir da nicht einsetzen.“

Antwort: „Gerade, weil er sich noch nicht so lange damit beschäftigt hat, wird es ihm möglich sein, das Projekt von einer ganz neuen interessanten Seite anzugehen.“

Begründete Ablehnung von Fragen

Auf taktlose oder ihnen unangenehme Fragen müssen Sie nicht antworten. Um die Beziehung dennoch weiterhin positiv zu gestalten, ist es sinnvoll, dem Gesprächspartner eine kurze Begründung zu geben, warum Sie diese Frage ablehnen.

•     „Was halten Sie eigentlich von Ihrem neuen Chef?“

Antwort: „Das ist eine Frage, die ich ungern mit Personen außerhalb unseres Teams diskutieren möchte. Bitte lassen Sie uns doch zum Thema zurückkommen.“

Retourkutsche

Diese Technik setzt auf den Überraschungseffekt und beinhaltet typischerweise eine Gegenprovokation, so dass sie mit Vorsicht einzusetzen ist. In bestimmten Situationen ist sie jedoch wichtig, um sich abzugrenzen oder unverschämte Bemerkungen zurückzuweisen.

•     „Das haben Sie doch noch nie verstanden.“

Antwort: „Sehr viel Fachkompetenz konnte ich bei Ihnen bisher auch noch nicht feststellen.“

•     „Unmöglich, so etwas habe ich ja noch nie gehört!“

Antwort: „Dann sollten Sie es sich am besten aufschreiben, vielleicht können Sie das noch einmal brauchen.“

Genau wie beim Umgang mit persönlichen Angriffen kann man bei der Schlagfertigkeit verschiedene „Härtegrade“ erreichen. Wichtig ist es, nicht über das Ziel hinaus zu schießen und durch eine zu aggressive unbedachte Bemerkung die Beziehung zum Gesprächspartner unnötig zu belasten.

Wie bei vielen anderen Kommunikationstechniken verbessert sich die Zugriffsgeschwindigkeit auf mögliche Antworten, wenn man bestimmte nahe-liegende Sätze in verschiedenen Varianten schon einmal vorgedacht oder auch vorformuliert hat und diese dann allein oder mit einem Übungspartner tatsächlich einmal ausgesprochen hat. Eine möglichst gelassene innere Einstellung in Kombination mit dem richtigen (einfachen) „Handwerkszeug“ macht hier den Unterschied. Probieren Sie es aus!

Über die Autorin

Mit Energie, Kreativität und Empathie führt Karin Pape ihre Kunden gerne abseits der ausgetretenen Pfade zum Ziel. Im Fokus der bekennenden Pragmatikerin steht dabei immer das jeweils Machbare. Als erfahrene Weltenbummlerin liebt sie die Vielfalt der Völker genauso wie die Verschiedenheit ihrer Kunden.


Individuelle Beratung unter +49 69 60 60 55 60 oder info@metrionconsulting.de